Diverses zum Raum
Zum Thema " Wo soll Kultur stattfinden?" kommen mir folgende Gedanken in den Sinn:
1) Raumnutzung/Raumteilung. Ich denke, die Räume sind grundsätzlich vorhanden. Es braucht vielleicht mehr die Bereitschaft, zusammen Räume zu nutzen, statt das jeder und jede sein eigenes Plätzchen sucht. Viele Räume könn(t)en einiges vielfältiger genutzt werden als sie heute werden. Damit dies besser funktioniert ist eine Art Raumbörse sicherlich eine gute Idee. Denn oft ist es doch so, dass Räume und Möglichkeiten eigentlich da wären, man es jedoch nicht mitbekommt. Wer weiss z.B., dass der Burgbachkeller für Künstler*innen im Januar/Februar aufgrund einer coronabedingten Absage kostenlos zur Verfügung steht für Proben und Projekte? Wer kennt das Paettern gleich beim Bahnhof Zug, welches einen Raum zum Ausprobieren bietet? Eine zentrale Anlaufstelle könnte hier besser vermitteln und ermöglichen.
2) öffentlicher Raum: Die Kultur muss (noch) mehr in den öffentlichen Raum. Dies bedingt den Abbau bürokratischer Hürden sowie mehr Mut und Vertrauen in engagierte Menschen, die etwas anpacken. Ein "Scheitern" soll auch mal möglich sein, denn man lernt daraus.
3) Finanzielle Rahmenbedingungen: Woran es in Zug definitiv mangelt ist bezahlbarer Raum (insbesondere Wohnraum, aber auch Proberaum). Ebenfalls sehe ich nicht immer das Bestreben, diesen zu schaffen. Wenn z.B. ein Chor aufgrund von Corona einen grösseren Proberaum sucht und im Freiruum gegen horrende finanzielle Hürden aufläuft ist dies meiner Meinung nach ein Problem. Gerade ein Ort wie der 'Freiruum' sollte doch (stärker) so ausgestaltet werden können, dass er seinem Namen auch gerecht wird.
4) Es braucht vermehrt die Erkenntnis, dass nicht alles Hochglanz und "perfekt" sein muss. Auch im Zentrum nicht. Räume, die vielfältig genutzt und wo Kreativität gelebt werden soll, sollen sich verändern können und müssen nicht perfekt ausgestattet sein.
Ein Beispiel, welches mehrere dieser Aspekte illustriert, ist der neue Postplatz. Einerseits ein idealer Platz für Kultur - andererseits eingequetscht zwischen einer Strasse und einem quasi leeren Gebäude mit Co-Working Space, dazu Autos die sich beim Lichtsignal aufstauen. Es ist jeder und jedem möglich, eine Veranstaltung auf dem Platz durchzuführen, genutzt wird es trotzdem wenig. Woran liegt es? An der suboptimalen Mikroumgebung wie oben geschildert? An den bürokratischen Hürden? Daran, dass man nichts über die Möglichkeit und die Rahmenbedingungen weiss? Oder am fehlenden Engagement?
Ohne die Hintergründe zu kennen: wenn eine lebendige Kultur in der Stadt Zug ein erklärtes und wichtiges Ziel ist, hätte man das kulturelle Potenzial dieses Orts (zusammen mit dem Postgebäude) erkennen und die gesamte Planung anders gestalten können.